top of page

Bender Grünberg

 

 Geschichte

Bis zum Ende des 20. Jahrhunderts wurde Energie in erster Linie in Kohle- und Braunkohlekraftwerken erzeugt. Große Braunkohletagebaustätten bestimmten vielerorts das Landschaftsbild. So auch im Braunkohlerevier der Niederlausitz bei Cottbus.  Die riesigen Förderanlagen wurden mit 500V nicht geerdetem Drehstrom betrieben, dessen Leitungsnetz regelmäßig überprüft und ge-wartet werden musste.


Walther Bender war in den 1930er Jahren als Angestellter des TÜV Frankfurt/Oder u.a. für die elektrische Sicherheit der Gruben der Niederlausitz verantwortlich.  Zur Überprüfung der nichtgeerdeten Stromanlagen musste seinerzeit die Stromzuführung abgeschaltet werden, was außer zu einer Unterbrechung der Produktion noch zu weiteren Problemen führte. Walther Bender, ein „ausgefuchster“ Tüftler suchte nach einer Möglichkeit, die Anlage während des Betriebes permanent zu überprüfen und erfand dafür eine „Isolationsüberwachungs- und Erdschlusseinrichtung für Drehstromanlagen“. Für dieses von ihm benannte „ISOMETER“ erhielt er 1937 das Patent.  Heute ist das ISOMETER ein weltweit eingetragener Markenname und findet im Bergbau und vielen anderen, zumeist nichtgeerdeten Anlagen, eine unverzichtbare Verwendung.
Das kleine, im Wesentlichem aus einem Messgerät mit einigen Schaltelementen versehenes Instrument, verhalf Walther Bender nach dem Krieg zu einer Existenzgründung. In Grünberg, wo sich die Familie nach 1945 in Benders Elternhaus versammelt hatte, begann er mit einer kleinen Produktion seines ISOMETERS. Er gründete ein Ingenieursbüro und seine Ehefrau Katrin kümmerte sich um die Personal- und Finanzaufgaben. Seine Hoffnung, die Unternehmen der Kali-, Erz- und Steinkohleunternehmens würden ihm das Instrument abnehmen, erfüllten sich zunächst nicht.  Erst die Firma CALOR EMAG aus Ratingen, ein Produzent von speziellen Elektroanlagen, erkannte die Bedeutung und baute das ISOMETER in seine Anlagen ein. Damit setzte bald die „Selbstzündung der Nachfrage“ ein. Überall, wo elektrische Sicherheit gefordert war, von Stahlwerken über Chemieunternehmen bis zu Kraftwerken, war das ISOMETER plötzlich unverzichtbar. Nachdem auch ein Patentstreit zu Gunsten von Bender abgeschlossen wurde, stand der Zukunft des Unternehmens nichts mehr im Wege.


Konjunkturschwankungen und das Nachlassen des Bergbaus zwangen Bender, der inzwischen wichtige und konstruktive Mitarbeiter hatte, seine Idee von der „maximalen Sicherheit für Menschen in sensiblen Bereichen“ auf andere Bereiche auszudehnen. Mitte der 1960er Jahre wurde das erschütterungssichere A-ISOMETER entwickelt, das auch bei Sprengungen seine sichere elektrische Kontrollfunktion behielt. Es wurde für verschiedene Spannungsbereiche geliefert.
Ebenfalls in dieser Zeit entstand ein Isolationsüberwachungsgerät für Krankenhäuser und die neue Halbleiter-technik erweiterte die Anwendungen und ermöglichte, die Überwachung in kleinste Geräte zu integrieren. Die „Melde- und Prüfkombination“ MPK24 warnte im OP das Personal optisch und akustisch vor Isolationsfehlern und andere Bauarten sorgten z.B. auf Intensivstationen für elektrische Sicherheit. Sehr wichtig war auch eine entwickelte Erdschutzsperre die verhindert, dass ein Gerät nach einem Erdschutz wieder automatisch einschaltet.


1972 übernahm D. Christian Bender, Sohn von Günther Bender und Diplom-Ingenieur für Elektrotechnik die Leitung des Unternehmens mit damals 18 Mitarbeitern. Er ließ noch im selben Jahr ein neues modernes Firmengebäude in Grünberg errichten. Außerdem begann er, ein engmaschiges Vertriebsnetz mit freien Handelsvertretern in Deutschland aufzubauen und reiste mit seinem Freund Willi Leib durch ganz Europa, um bei Industrieunter-nehmen, auf Werften, im Bergbau, bei Anlageplanern und verschiedenen Normengremien seine Produkte vorzustellen und Vorträge über die elektrischen Sicherheitsstandards zu halten. In Grünberg wurde derweil 1973 ein neues Messverfahren zur Patentreife entwickelt.

Heute hat Bender acht technische Büros in Deutschland, zwölf Tochterfirmen und 74 ausländische Industriever-tretungen. Diese Bemühungen führte zu einer solch großen Nachfrage, dass das Produktionsgebäude bereits 1976 erweitert werden musste. Gleichzeitig wurden die Produkte den sich schnell verändernden technischen Fortschrit-ten angepasst und modernisiert. Die Miniaturisierung ermöglichte kompakte Bauformen, so dass sich die A-ISOMETER leichter in komplexere Anlagen integrieren ließen.
Einen weiteren Schub erhielt Bender 1979 durch Aufträge der öffentlichen Hand, besonders von der Bundeswehr. In der Marine finden ungeerdete Gleichspannungsnetze breite Anwendung und die Sicherheit dieser Systeme haben hohe Priorität.


1983 gründeten D. Christian Bender und Wolfgang Hofheinz in den USA die Tochterfirma „Bender Inc.“ In Philadelphia. Zunächst nur als Vertriebsfirma gedacht, produziert das Unternehmen ab 1985 komplette Über-wachungsanlagen für Krankenhäuser. Immer strengere DIN und ausländische Normen zwangen zur permanenten Anpassung und Erweiterung des Isometers und der Isolations-Messverfahren.


Nach dem Mauerfall errichtete Bender 1991 in Eisleben (Thüringen) eine Niederlassung. Die Geschäfte liefen so gut, dass Bender 1994 in Siersleben bei Mansfeld im Vorharzland eine Produktionsstätte errichtet, die wegen der Ausweitung der Produktionspalette bald vergrößert werden musste. Auch die Produktion in Philadelphia musste ausgeweitet werden.
Ein besonderes Ereignis war der Einsatz von elektrischen Schutzeinrichtungen bei den Filmaufnahmen, bei denen Unterwasserscheinwerfer eingesetzt wurden. Hier rettete die Schutzeinrichtung vermutlich Menschenleben.


Ab 2000 übernahm die dritte Generation zunehmend Leitungsaufgaben, Sabine Bender-Suhr, Christian Bender jr., Anne Katrin Römer (geb. Bender).
Ein neues Aufgabenfeld entstand im Flughafenbereich mit dem Neubau des Terminals 2 in München. An den Andockstationen befinden sich Bodenstromversorgungsanlagen die über ein Verteilernetz mit Transformatoren auf die Bordspannung von 200 bzw. 110V/400 Hz heruntertransformiert werden müssen. Das ungeerdete IT-Netz im Flugzeug muss permanent auf möglichen Erdschluss überwacht werden, wozu Bender spezielle Lösungen entwickelte.
Bei dieser Vielfalt von Anwendungsmöglichkeiten für die elektrische Sicherheit und der internationalen Verflechtung entschloss sich das Unternehmen zu einer neu gegliederten Firmenstruktur. 2005 wurde die BENDER-Group gegründet. Damit wurde auch ein komplett modulares Produktionskonzept verbunden. Kunden können integrierte Systemlösungen kaufen und darin sogar Produkte anderer Wettbewerber einbinden. Die meisten Geräte wurden für standardisierte Tragschienen (z.B. Hutschiene) entwickelt und sind von jeder Elektrofachkraft leicht zu installieren.
Bei allen Freiluftveranstaltungen, wie Open-Air-Konzerte, in Fußball- und anderen Stadion und sonstigen Veranstaltungen mit oft zweifelhafter Stromversorgung ist das Isometer mit dazugehörender Sicherheitstechnik eine Lebensgarantie.
Ein neues Betätigungsfeld bot Bender mit dem Beginn er Elektromobilität. Die für den Elektroantrieb erforderliche Spannung liegt je nach Fahrzeugtyp zwischen 400 und 800 V, also Spannungen, mit denen man sich schon einen gefährlichen Schlag holen kann, vor allem bei Reparaturarbeiten. Hierfür entwickelte Bender eine kleine ISOMETER-iso-F1 Platine, die sich in das Display-System integrieren lä
sst. Es wird sogar bei Formel-1-Fahrzeugen eingesetzt.


2009 war ein Wechsel in der Unternehmensführung fällt. Mit Dr. Dirk Pieler erhielt die Bender-Group einen  engagierten Manager, ein „Schwergewicht“, der zusammen mit Sabine Bender-Suhr das Unternehmen führte. Dr. Pieler engagierte sich auch auf verbandspolitischer Seite der Elektroindustrie und blieb bis 2016 CEO bei Bender. Danach wechselte er zu Rittal, dem größten Industrieunternehmen Mittelhessens. Christian Bender jr. übernahm das Teilunternehmen „elektro systembau GmbH & Co. KG“ (esb) und ließ in Grünberg ein neues Firmengebäude errichten. Die Firma begann mit 100 Mitarbeitern. Für seine vielen Lösungen für elektrische Sicherheit und der Mitwirkung bei der Entwicklung von internationalen Normen und Standards wurde Bender 2011 zum Hessen-Champion (Kategorie; Weltmarktführer) durch den Hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier ausgezeichnet. Schon 2004 hatte die Bender GmbH & Co. KG bei diesem Wettbewerb einen Sonderpreis (Kategorie: Jobmotor) errungen.
Ein Unternehmen ist nur gut wie seine Mitarbeiter. 2012 ging Wolfgang Hofheinz in den Ruhestand. Hofheinz war seit 1975 im Unternehmen, entwickelte viele Systeme und verfasste mehrere Werke über elektrische Sicherheit.
Rechtzeitig mit dem Beginn der Industrie 4.0 stellte Bender sein neues ISOMETER ISO685 vor. Schnelle Messzeiten, optimierte Historienspeicher und flexible Anpassung an verschiedene Netze sind einige Eigenschaften dieses Gerätes.
Im Bereich der Automotive erweiterte Bender ab 2015 seine Beteiligung in der Ladesäulentechnologie und war entscheidend bei der Entwicklung der elektrischen Lieferfahrzeuge der Deutschen Post beteiligt. Auch die Gepäckförderanlage des Frankfurter Flughafens wurde mit Sicherheitstechnik von Bender ausgestattet.


Neben all den technischen Neuerungen und erweiterten globalen Anwendungen rückt bei Bender - wie es bei traditionellen deutschen Familienunternehmen üblich ist- auch das soziale Engagement in den Fokus. Waren es früher der Bau von Mitarbeitersiedlungen, so stehen heute die Förderung von Sportvereinen, der Feuerwehr, soziale Einrichtungen und Kultur im Vordergrund.


2017 wurde Markus Schyboll Nachfolger von Dr. Dirk Pieler als CEO und leitet gemeinsam mit der Mitgesellschaf-terin Sabine Bender-Suhr in ihrer Funktion als CFO und Winfried Möll (CTO) das Unternehmen. Schyboll ist für die weltweite Führung der Bender Group verantwortlich. Im gleichen Jahr wurde das neue, äußerst attraktive Firmengebäude mit viel Prominenz eingeweiht. Längt ist BENDER nicht nur ein großes Unternehmen in Mittelhessen, sondern ein sehr wichtiger Global Player, der technisch immer an vorderster Front steht und für elektrische Sicherheit in fast allen Bereichen sorgt
 

bottom of page