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Geschichte von Industriebetrieben in Mittelhessen-
Eine Webseite des "Mittelhessen e.V". des RP Gießen und des "Netzwerkes Industriekultur Mittelhessen"
Christmann + Pfeifer (C + P) - Angelburg
In einer wirtschaftlichen und politischen schwierigen Zeit gründeten Wilhelm Christmann und Otto Pfeiffer in Wallau bei Biedenkopf 1925 ein Unternehmen zur Herstellung von Blechwaren und Stahlprodukte für die Bauindustrie. Das Unternehmen firmierte unter: „Christmann, Pfeifer & Co.“. Zunächst in den Räumen der damaligen Schmiede untergebracht, bezog das Unternehmen 1931 eine neue Betriebsstätte in Breidenbach und änderte die Firmierung in „Christmann & Pfeifer OHG“. Die Haupttätigkeiten waren der Hallen- und Garagenbau. Ein Jahr später verlegte das Unternehmen den Firmensitz östlich der (Reichs-)Bundesstraße am Abzweig nach Wiesenbach in der Gemarkung Breidenstein.
Trotz der Weltwirtschaftskrise wuchs das Unternehmen, so dass die Produktionshallen erweitert wurden und man mit der Fertigung von Stahlspinden und der Herstellung von Stahlkonstruktionen für Hallenbauten begann. Der Auftrag zum Bau eines Lokomotivschuppens für die Reichsbahn brachte endlich den ersehnten Aufschwung.
Als weiterer persönlich haftender Gesellschafter trat 1936 der Kaufmann Jacob Hainbach in die OHG ein. 1937 errichtete man die erste Montagehalle für die Stahlbauabteilung. Das Anlagevermögen betrug nach Hainbachs Aufzeichnungen 1938 ca. 150.000 RM.
Mit Beginn der Kriegswirtschaft änderte sich notgedrungen auf Grund der Materialbewirtschaftung das Produktionsprogramm. Jedes Bauvorhaben bedurfte einer Genehmigung. Garagen wurden kaum noch gebaut, aber der industrielle Hallen- und Anlagebau blieb konstant. Es konnten Veränderungen in der Schreinerei und dem Holzlager vorgenommen werden und das Eisenlager erhielt eine Teilüberdachung. Die Stahlbauhalle I erhielt einen verbesserten Gleisanschluss und 1944 wurde eine Trafostation errichtet.
Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg
Wie allgemein üblich, hatten die amerikanische Militärregierung, die in Hessen die Entnazifizierung vorzunehmen. Sie setzten als Geschäftsführer zunächst Dr. Siebeneicher ein. Das Unternehmen profitierte schnell von der Wiederaufbau- bzw. Neubauphase. Die nun als „C+P Unternehmensgruppe“ bezeichnete Firma hatte bereits Ende 1946 schon wieder 244 Mitarbeiter. Als Dr. Siebeneicher 1949 ausschied, übernahm Jacob Hainbach wieder die Geschäftsführung. Hatte man zunächst Hohlblocksteine hergestellt, so gab man 1948 deren Produktion wieder auf und konzentrierte sich wieder mehr auf die Lieferung von Stahlkonstruktionen.
Von der boomenden Wiederaufbauphase profitierte besonders C + P, denn der Stahlbau war äußerst gefragt. Merkwürdigerweise beschritt keine der ehemaligen Eisenhütten des Lahn-Dill Gebietes diesen Weg, sondern beschränkte sich vornehmlich auf die Herstellung von Öfen und Herde.
Zwei Ereignisse erschütterten das Unternehmen: 1957 starb der Firmenmitbegründer Wilhelm Christmann und im Oktober 1962 kam er zu einem Großbrand, der die komplette Stahlbauhalle vernichtete.
Mit dem Bau einer Produktionshalle für Stahlmöbelfertigung begann 1971 eine Neuausrichtung des Unternehmens. Man wollte nach um nach das gesamte Produktionsprogramm eines Gebäudes, also inclusive Möbel usw. anbieten.
Nachdem das Produktionsprogramm immer mehr auf fertige Bauelemente ausgedehnt worden war, insbesondere der Fertigung von versetzbaren Trennwänden, firmierte das Unternehmen ab 1976 unter „C + P Elementbau GmbH & Co. KG“ mit dem Unternehmensgegenstand „Produktion und Vertrieb von versetzbaren Trennwänden“.
Mitte der 1980er Jahre, eine Zeit der Unternehmensfusionen, bekam das Unternehmen ernsthafte wirtschaftliche Schwierigkeiten und musste sich grundlegend restrukturieren, ging aber mit einer Neuorganisation verstärkt in die Zukunft. Neuer Geschäftsführer wurde Rolf Heinecke.
Nachdem 1991 die „Gothaer Metallwarenfabrik“ übernommen worden war, wurde das Tochterunternehmen „C + P Stahlmöbel GmbH & Co. KG“ mit Sitz in Gotha gegründet. Nachdem 1993 den Betriebsbereich Stahlbau der Saxonia AG Freiberg übernommen worden war, fungiert die C + P Unternehmensgruppe nach einer weiteren Umstrukturierung als Holding, die selbstständige Gesellschaften aus den Bereichen Stahlhochbau, Schlüsselfertiges Bauen, Brückenbau, Innenausbau und Möbelsysteme zusammenfasst.
1996 übernahm die Christmann & Pfeiffer GmbH & Co. KG die Mehrheit an den italienischen Stahlhochbauunternehmen Lonardi Construzioni SrL.
C + P nahm an verschiedenen Messen teil, so an der Automobilausstellung in Berlin, wo man einen Stand für Garagenbau und an der Orgatec Möbelmesse in Köln. 1999 gründete C + P ein Bildungszentrum für regionale mittelständische Unternehmen. Beteiligt an diesem Bündnis ist das Kreisjobcenter MR-BID, die Lahn-Dill-Arbeit GmbH, die Bundesanstalt für Arbeit, die IHK Dillenburg und die Beruflichen Schulen in Biedenkopf. Unterstützt wird das Bündnis vom Land Hessen und der EU.
Christann & Pfeifer entwirft und produziert fertige Module zum Bau von z.B.. Schulen, Bürogebäuden Parkhäuser usw. wozu auch Möbeleinrichtungen gehören aus Verbundmaterial, Beton oder Stahl. Neuer Chef bei C&P in Angelburg ist seit Ende 2024 Karsten Kußmann, nachfolger von Rolf Heinecke, der das Unternehmen 40 Jahre lang leitete. Das Unternehmen hat ca. 950 Mitarbeiter Niederlassungen in Freiberg, San Pietro Incariano, Gotha, Berlin, Leipzig, Regensburg und Köln und erwirtschaftet einen Umsatz von ca. 185 Mio. EUR.