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Gruben um Solms

In und um Solms, einer Gemeinde westlich an Wetzlar angrenzend, nennt die „Geschichte der Stadt Solms, Bd. 3“ auf der Gemarkungsfläche von ca. 34 km2 insgesamt 104 Gruben! Die größte und bedeutendste ist die Grube Fortuna, der auf der Webseite unter „Gruben an der mittleren Lahn“ eine extra Seite gewidmet ist.

Zu den ca. 104 Gruben kommen noch einige Aufbereitungsanlagen und Eisensteinwäsche hinzu.

Für viele dieser Gruben wurde zwar ein Antrag auf Mutung und/oder Belehnung gestellt, aktive Arbeiten aus den verschiedensten Gründen nicht vorgenommen. Dennoch gab es eine große Zahl von Gruben, die zumindest zeitweise in Betrieb waren und Eisenstein gefördert haben. Einige sollen hier genannt seien:

Grube Fortuna

Von den ehemals ca. 800 Eisenerzgruben im Lahn-Dill-Gebiet hebt sich die Grube Fortuna zwischen Asslar und Solm-Oberbiel ganz besonders hervor:

Als der Bergbau für die meisten Gruben dieses Reviers während der Stahlkrise 1963 aufgegeben werden mussten, verzögerte die Betriebsleitung von Fortuna deren Stilllegung und man produzierte mit kleiner Belegschaft heimlich  weiterhin Eisenerz. Nach Ende der Krise und umfangreicher Modernisierung förderte man 1975 mit nur der Hälfte der Belegschaft frühere Jahre eine Rekordmenge von 126000 t. Die Strukturkrise der Stahlindustrie zwang jedoch auch Fortuna als letzte Grube des Reviers 1983 zur Stilllegung. Seit 2010 wird die in vielen Teilen erhaltene Grube als Besucherbergwerk betrieben und als Forschungsstollen genutzt. Fortuna steht als Denkmal der Industrie unter internationalem Schutz.

Römische Funde bezeugen, dass hier schon in früher Zeit Eisenerz gewonnen wurde. 1849 erhält der Fürst von Solms-Braunfels urkundlich die Schürfrechte für das über 1 qkm Grubenfeld. Er verpachtet die Grube an J.W. Buderus, der das Erz in Asslar verhüttet. Zunächst wurde Brauneisenstein und Flusseisenstein im Tagebau, später auch der hochwertige und begehrte Roteisenstein im Stollenbetrieb gefördert. Der Transport des Erzes erfolgte mit Pferdefuhrwerken, ab 1878 mit einer 3,6 km langen Seilbahn nach Burgsolms.

1906 verkaufte Buderus die Grube gegen starke Konkurrenz an Krupp. 1908 baute Buderus eine neue Seilbahn zum Bahnhof Albshausen, damit das Erz mit der Lahntalbahn schneller und billiger in das Ruhrgebiet befördert werden konnte. Weitere Stollen bis 250 m Tiefe wurden vorangetrieben und modernste Benzollokomotiven für die Grubenbahn eingesetzt.

Die große Wirtschaftskrise von 1923 zwang zu Massenentlassungen. Dennoch wurde die Grube weiter erschlossen und 1934 wieder mit Hochdruck wieder gefördert. Grubenbahnen, Aufarbeitungsanlagen und Transportanlagen wurden modernisiert.

1954 wurde ein neues Zechenhaus und 1957 ein neues Fördermaschinenhaus errichtet. In den 60er Jahren deutete sich langsam die Schließung der Gruben im Lahn-Dill-Revier an. Das Erz war wegen der Höhe seines Phosphorgehaltes in modernen Anlagen nur noch als Zuschlag verwendbar und musste dann den billigeren und besseren Importerzen weichen. Eine Grube nach der Anderen schloss.

Als die Grube schloss, blieb als „Juwel“ der Anlage das alte Maschinenhaus von Krupp in der typisch Krupp'schen Burgenbauweise bestehen. Mit seinem zinnenverzierten Mittelturm und Backsteinornamentik erinnert es als Industriedenkmal an die einst glanzvolle Geschichte aber auch wechselhafte Geschichte des Eisenerzbergbaus zwischen Lahn und Dill.

Weitere Grubenfelder in Solms

(lt. Geschichte der Stadt Solms, Band 3, auch Grubenfelder, die verliehen aber nie ausgebäutet wurden)

Grube Carolus II:

Die Brauneisensteingrube bei Altenberg befand sich 1860 im Besitz des elsässischen Montanunternehmers De Dietrich zu Niederbronn. Die Aufbereitung der Erze erfolgte in der Erzwäsche bei Wetzlar, später in Hermannstein. Die Förderung erfolgte durch Schächte und im Tagebau bis 1922. Die hochhaltigen Erze wurden bis in die 1870er Jahre auf dem Dietrischen Eisenwerk in Niederbronn erschmolzen. 1876 musste der Betrieb reduziert und später ganz eingestellt werden. 1890 nahm De Dietrich die Grube wieder in Betrieb, trat sie jedoch an die Gewerkschaft Carolus II in Siegen ab. Der neue Besitzer legte 1892 von den Schächten bis dicht an die Kreisstraße Wetzlar-Oberbiel eine Schmalspurbahn ab. Mit Pferdefuhrwerken wurden die Erze zum Bahnhof Niedergirmes transportiert und von dort mit der Bahn nach Westfalen, in das Siegerland und bis an den Niederrhein verkauft. Als die Förderung nachließ, errichtete man 1896 einen Stollen von 247 m Tiefe und plante eine Drahtseilbahn bis Wetzlar, die aber nicht zustande kam. 1916 erwarb die Firma Goebler aus Siegen das Bergwerk und weitete die Produktion aus. Nach dem 1. Weltkrieg wurde das Bergwerk 1922 geschlossen.

Die höchsten Förderzahlen wurden

1892 mit 10.537 Tonnen von 51 Bergleuten gefördert

1895 mit 7.031 Tonnen von 38 Bergleuten und

1918 mit 11.604 Tonnen mit 73 Bergleuten gefördert.

 

Grube Discordia:

Das unter dem Namen ‚Concordia‘ 1858 gemutete Grubenfeld Discordia in Burgsolms wurde 1860 der Gewerkschaft Theodor zu Elberfeld auf Mangan- und Eisenerze verliehen. Die Betriebsaufnahme erfolgte 1867 und 1869 wurde nahe dem Bahnhof Albshausen eine Braunsteinwäsche angelegt. Den weiteren Abbau wollte man bis zum Direktanschluss der Bahn abwarten, der aber infolge der nachlassenden Konjunktur nicht zustande kam. Die am Bahnhof von Albshausen lagernden Brauneisensteine konnten an ein westfälisches Hüttenwerk verkauft werden. 1891 Ging die Grube an die Gewerkschaft Raab aus Wetzlar über. Sie trieb vom Bahnhof Braunfels einen ca. 1000 Meter langen Stollen voran, der zunächst an der Grube Wuth endete, wo man abbauwürdigen Brauneisenstein fand. Die Schächte Wuth und Discordia verband man unter Tage. Raab stellte wegen Absatzschwierigkeiten in den 1990er Jahren den Betrieb ein. Im Tagebau förderten beide Gruben bis 1920 jedoch weiter. So wurden z.B.:

1880   2.400 Tonnen

1897   6.446 Tonnen mit 30 Arbeitern

1913   2.190 Tonnen mit 8 Arbeitern

1917   2.825 Tonnen mit 11 Arbeitern und

1920       580 Tonnen mit 4 Arbeitern gefördert. 

 

 Grube Ferdinand:

Die Grube (eine der ältesten im Solmser Land) diente zunächst der Versorgung der Oberndorfer Hütte. Als Besitzer verpachteten die Fürsten von Solms die Grube 1846 an Buderus. Die Grube baute auf einem mächtigen Roteisenstein-Rolllager auf. Das Erz wurde zunächst im Tagebau abgebaut. In den 1850er Jahren gehörten die Grubenbauten zu den imposantesten Tagebauten des Wetzlarers Reviers. Der Tagebau im Westteil des Eisenberges wurde 1866 eingestellt und im Ostteil ein neuer angelegt. Die Aufbereitung der Erze erfolgte zum Teil direkt an der Grube, ein anderer Teil auf der Oberndorfer Hütte. 1875 fuhr man einen tiefen Stollen nahe der Oberndorfer Hütte an, der schließlich eine Länge von 950 m erreichte. Es folgten weitere Schachtanlagen und Stollen und erwog zum Abstransport die Errichtung einer Schmalspurbahn zur Bahn der Grube Alexander, der aber nicht zur Ausführung kam. Stattdessen setzte man den Ferdinandstollen bis unter die Grubenbaue in der Donnerskaute fort, weil von dort eine Chaussee zur Bahnstation Burgsolms führte. 1906 ging die Grube Ferdinand zusammen mit den anderen fürstlichen Gruben in den Besitz der Firma Fried. Krupp über, die 1910 das Grubenfeld Ferdinand der konsolidierten Grube Laubach zuteilte. Über einen Querschlag des Friedrich-Alfred-Stollens förderte man danach die Erze zur Aufbereitung nach Albshausen. Das phosphorarme Erz eignete sich zur Verarbeitung im Bessemerverfahren, so dass sie an die Werke an Rhein und Ruhr verkauft wurden. Von 1852 bis 1855 wurden 13.162 Tonnen gefördert.

 

Grube Laubach

Die Grube Laubach war eine der wichtigsten Gruben, die bis in die frühen 1960er Jahre förderte. Sie erreichte über die Gruben Prinz Alexander, Oberndorfer Zug, Ferdinand, Martha und dem Friedrich-Alexander-Stollen Solmser Gebiet. 1852 wurde sie an Gottfried Klumb und Konsorten auf Roteisenstein verliehen und ging 1872 an die Firma Fried. Krupp über. Die Förderung ging über mehrere Schächte zur Georgshütte in Burgsolms. Nach einer Schließung von 1885 bis 1895 setzte man 1903 den Friedrich-Alfred-Stollen an, der 3400 m erreichte. Von einem Querschlag nahm man die Grube wieder in Betrieb. 1910 konsolidierte Krupp die Grube Laubach mit den erworbenen Gruben Juno, Uranus, Ferdinand, Prinz Alexander und dem Grubenfeld Oberndorfer Zug. Es wurde Roteisenstein abgebaut und über den Friedrich-Alfred-Stollen abgefahren und gelangte über eine Erzbahn zur Verladestation Albshausen. Die Belegschaft bestand 1913 bereits aus ca. 30 Mann.

 

Oberndorfer Zug

Das Grubenfeld Oberndorfer Zug entstand aus der 1861 erfolgten Konsolidierung der Felder Marsch, Philippswonne, Nestor, Olga, Sybille und Wohlgemuth. 1869 übernahm Haniel & Huyssen die Grube, die derzeit die erfolgreichsten Roteisensteinmengen und –qualitäten förderte. In kürzester Zeit entwickelte sich der Oberndorfer Zug zur produktionsstärksten Grube des Kreises Wetzlar. Teilweise wurden sechs Tagebauten, acht Schächte und zwei Stollen betrieben. Über einen Sturzschacht wurden die Erze zur Pferdebahn gebracht und damit zur Bahnstation Albshausen transportiert. Der Wert der Grube betrug 1872 150.00 Taler. Die Belegschaft stieg von 58 Bergleuten 1870 auf 190 im Jahre 1872.

Als die Förderung nach 1885 absank, verkaufte man 1899 die Grube an die Firma Fried. Krupp, die sie ab 1907 im Zusammenhang mit dem Friedrich-Alfred-Stollen und der Grube Laubach weiter abbaute. 1871 wurden 20.000 Tonnen, 1881 nur noch 2.672 Tonnen abgebaut.

 

Prinz Alexander

Das Grubenfeld in der Gemarkung Burgsolms wurde 1851 dem Fürsten zu Solms-Braunfels auf Roteisenstein verliehen. Seine Größe erlangte die Grube 1858 nach Konsolidierung mit den Feldern Klipstein, Zufall, Gesellschaft, Oscar, Engel und Laetitia. Bereits 1843 war ein Tagebau eingerichtet. 1852 errichtete man eine Erzwäsche in Albshausen. Nach dem Bau der Georgshütte steigerte man den Abbau und errichtete 1877 eine Erzbahn zur Georgshütte.

Bereits vor der Verleihung baute die Grube unter dem Namen „Engelsburg“ Rot- und Brauneisenstein ab. 1852 wurde eine Erzwäsche errichtet. Nach Errichtung der nahen Georgshütte in Burgsolms wurde die Produktion wesentlich gesteigert. 1877 nahm die Erzbahn zur Georgshütte den Betrieb auf. Das Grubenfeld wurde durch mehrere Stollen und Schächte erschlossen. Neben Roteisenstein förderte man auch Brauneisenstein. 1871 und 1883 förderte man jeweils mehr als 10.000 Tonnen Eisenstein. 1906 ging das Grubenfeld Prinz Alexander mit den anderen fürstlichen Gruben in Besitz der Firma Fried. Krupp über, die es 1910 der Grube Laubach zuteilte.

 

Schlagkatz

1852 wurde das Grubenfeld Schlagkatz in der Gemarkung Altenberg dem Bergmann Johannes Demand, dem Drechslermeister Carl Winter und dem Steiger Johannes Kremp verliehen, ging dann nach mehreren Besitzwechseln zu Teilen an Buderus und der Frankfurter Firma Winter, Zipf & Cie. Über. Manganhaltiges Brauneisenstein bildeten den überwiegenden Teil der Förderung. 1865 legte man eine Schienenbahn an. 1877 förderte die Grube 34.596 Tonnen im Tagebau, die höchste Förderung im Wetzlarer Revier. Da sich die manganhaltigen Brauneisensteine nicht zur Verhüttung des Gießereiroheisens von Buderus auf ihren Hütten in Wetzlar und Lollar eignete, wurde das Erz auf der Georgshütte zusammen mit anderen Erzen verschmolzen. In der Konjunktur ab 1896 führte der Arbeitskräftemangel zunächst ab, konnte dann aber wieder gesteigert werden. Die Arbeiterzahl schwankte zwischen 1875 mit 100, 1886 mit 19, 1999 mit 99 und 1914 mit 11 Bergleuten. Die Tagesbauten bestanden aus dem Zechenhaus, einer Schmiede und einem Verwaltungsgebäude. Insgesamt betrug die Förderung bis 1921 über 750.000 Tonnen.

 

Weidenstamm

Das 1849 gemutete Grubenfeld wurde 1859 an die Braunfelser Bergwerksgesellschaft auf Eisenerz verliehen. Seine spätere Ausdehnung von über drei Quadratkilometer erfolgte 1894 durch Konsolidierung mit den Einzelfeldern Weidenstamm I, Weidenstamm II, Kolding und Lisette. 1871 ging die Grube an die Firma Fried. Krupp über. Abgebaut wurde manganhaltiges Brauneisenstein. Im Untertagebau wurden 1860 bereits 80 Arbeiter eingesetzt, in der Aufbereitungsanlage im Sommer 100 bis 120 Personen, darunter auch Frauen. 1862 förderte Weidenstamm 94% der gesamten Produktion des Wetzlarer Reviers. Die gesamte Förderung wurde nach Aussig in Böhmen verkauft. Nachdem man die Bedeutung des Brauneisensteins erkannt hatte, stieg die Förderung 1881 auf 23.852 Tonnen, die höchste Jahresförderleistung des Wetzlarer Reviers. Das Erz wurde später in Duisburg verschmolzen. 1883 wurde eine 1.600 Meter lange Drahtseilbahn zum Bahnhof Burgsolms, ein Zechenhaus, ein Magazin und später ein Labor errichtet. Nach dem Bau eines Stollens traf man auf ein mächtiges Brauneisensteinlager, das bis 53% Eisen und bis 18% Mangan aufwies. 1890 wurde die Förderung noch erheblich ausgeweitet, ging aber nach 1900 zurück. 1925 wurde die Grube geschlossen und zwischen 1936 und 1947 wurde wieder gefördert.

1882 hatte die Grube Weidenstamm 170, 1887 sogar 222 Mitarbeiter, 1917 noch 64 und bei der Schließung 1924 noch zwei Mitarbeiter.  

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