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Gruben in der Wetterau

Die Wetterau gehört größtenteils zum Wetteraukreis und damit zu Südhessen. Gruben und Bodenschätze richten sich jedoch nicht nach Kreisgrenzen, so dass ein Teil der Kohlevorkommen auch im Landkreis Gießen und im Vogelsbergkreis  liegt und damit in Mittelhessen. Deshalb erfolgt hier auch eine Betrachtung der Braunkohlevorkommen in der Wetterau.

Die Erzstrenge reichen zeitweise bis an die Oberfläche, so dass die Bauern zuerst einzelne Klumpen aufsammelten. Erst später erfolgte ein Abbau in Tagebau, noch später im Stollenbetrieb.

1804 wurde bei Ossenheim das erste Braunkohlebergwerk in der Wetterau eröffnet. Bald folgten weitere Gruben südlich davon, so dass die für dieses Gebiet zuständige Großherzogliche Regierung in Darmstadt eine Verordnung über die Einführung der Braunkohle als Braunkohlebrandes in Haushalt und Gewerbe eine für die Bergleute erließ.

Gruben in Wölfersheim und Weckesheim wurden 1842 bzw. 1849 in Betrieb genommen. Damit begann der industriemäßige Abbau und die Verarbeitung der Braunkohle in der Wetterau. Es wurde eine Brikettfabrik errichtet. 1913 wurde der erste elektrische Strom mit Braunkohle in der Wetterau erzeugt. 1929 nahm die HEFRAG (Braunkohlen Schwelkraftwerk Hessen-Frankfurt AG) ihren Betrieb auf.
Im Kraftwerk sowie in den Gruben um Wölfersheim, von Weckesheim, Trais-Horloff, Römerstraße und Heuchelheim waren bis zu 1500 Mann beschäftigt.
Regional findet man eine man kleinere Cluster von Braunkohlegruben. So liegt in der Wetterau im Vogelsbergkreuis zwischen Gießen und dem Vogelsberg die Kleinstadt Mücke, in deren Umgebung sich eine ganze Reihe von Brauneisensteingruben befinden. (Bild oben)
In Wölfersheim, dem Zentrum des Braunkohleabbaus wurde 1913 ein Schwelkraftwerk errichtet, um die Braunkohle der Region für die Stromerzeugung zu nutzen. 1927 begann der Umbau in ein kombiniertes Braunkohle-Schwefel Kraftwerk, um dessen diverse chemische Produkte für die Chemieindustrie in Südhessen nutzen zu können. Die Schlote des Kraftwerkes waren das Wahrzeichen von Wölfersheim.
(Alle Kohlegruben in der Wetterau kann man bei Wikipedia finden).

Nach dem Zweiten Weltkrieg ging der Betrieb von der HEFRAG auf die Preußenelektra über.

Ab 1954 wurde das Schwelkraftwerk außer Betrieb genommen, vor allem,  da der Hauptabnehmer in der sowjetischen Besatzungszone (später: DDR) keinen Strom mehr abnahm.und durch Blockkraftwerke ersetzt, deren Leistung sukzessive auf 125 MW erhöht wurde. Die Tiefbaugruben wurden 1962 aufgegeben und im Tagebau mit 800 Mitarbeitern 1,8 Millionen Tonnen Kohle gefördert. Im Jahr konnten damit bis zu einer Milliarde Kilowattstunden Strom erzeugt werden ( = 1 Gigawatt).

Am 30. September 1991 waren die Lagerstätten weitgehend erschöpft und die Kohleförderung eingestellt. Kurz darauf endete auch die Stromerzeugung.

Insgesamt wurden in der Wetterau in fast 200 Jahren Betriebszeit 70 Millionen Tonnen Kohle gefördert und Strom für 200.000 Menschen erzeugt. Dazu kamen eine Reihe von chemischen Produkten, die als Kuppelprodukte bei der Produktion anfielen.

Nach Ende der Tagebauförderung verblieben große und tiefe Krater, die sich langsam mit Wasser füllten und heute ein beliebtes Naherholungs sind. Da sie im Bereich der Vogelfluglinie von Nordeuropa nach Afrika liegen, werden sie während der Flugzeit als Ristplätze benutzt werden. 

Ein rühriger Verein kümmert sich um das industrie-kulturelle Erbe der Erzgewinnung in der Region und hat in zwei Gegenden Erzwanderwege eingerichtet und ein Energiemuseum eingerichtet, dass Technik und Informationen über das Kraftwerk vermittelt.
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