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Haas'sche Tabakfabrik, Dillenburg

 

Johann Daniel Haas d.Ä. besaß um 1750 in Dillenburg eine Kolonial-, Tabak- und Weingroßhandlung in der Hauptstraße.  Da sich der Betrieb gut entwickelte ging er dazu über, Rauchtabak und Zigarren herzustellen. Haas wurde damit Begründer der nassauischen Tabakwarenfabrikation.

Nachdem Johann Daniel Haas 1798 gestorben war, führte seine Frau zunächst das Unternehmen weiter und übergab diesen im Jahre 1802 ihren drei Söhnen Johann Daniel II, Johann Karl und Wilhelm Ernst sen.

Wilhelm Ernst. sen. baute den Betrieb zunächst weiter aus, erwarb jedoch 1854 eine Eisengießerei in Sinn und legte damit den Grundstein für einem der bedeutendsten Ofenhersteller Europas.

Die Tabakfabrikation übernahm 1813 Johann Daniel II Haas, der 1813 seine Brüder ausgezahlt hatte. Die Produktion erfolgte zunächst im elterlichen Wohnhaus, später in einem größeren Gebäude in der Marbach.

In der Folgezeit kam es zu Erbstreitigkeiten und Zahlungsproblemen, so dass der Schwiegersohn von Johann Daniel II, der Tabakfabrikant Kommerzienrat Jakob Landfried, das Geschäft mit allen Liegenschaften und Vorräten übernahm. Das Unternehmen firmierte unter „Tabak- und Zigarrenfabrik Landfried-Haas“. Unter seiner Regie expandierte das Unternehmen, vor allem nach Anschluss von Dillenburg an das Eisenbahnnetz im Jahre 1862, gewaltig. Der wachsende Betrieb erforderte neue Lagerräume. Landfried ließ auf der anderen Dillseite nahe dem Bahnhof 1883 ein stöckiges Lagergebäude errichten. 1888 wurden nahe dem Lagerhaus zwei weitere vierstöckige Gebäude für die Produktion und Lagerung hinzu.

Da die Löhne im Bergbau und der Metallindustrie deutlich über denen der Tabakindustrie lagen, beschäftigte Landfried hauptsächlich Frauen und Jugendliche unter 16 Jahren, die die Arbeit, trotz der teilweise gesundheitsschädlichen Arbeitsbedingungen, gerne annahmen. Bald gehörte die Familie Landfried-Haas zu den vermögendsten Bewohnern der Stadt. Er eröffnete Zweigwerke in Heuchelheim, Offenbach im Aartal und in Kinzenbach bei Heuchelheim. Landfried förderte mit seinem Vermögen viele soziale Einrichtungen. So unterstützte er den Bau des neuen Krankenhauses und des ehemals angeschlossenen Altersheimes durch die „Landfried-Haas’sche Stiftung“ und finanzierte den Erwerb von zwei Glocken für die evangelische Johanniskirche.

Zu Beginn des Ersten Weltkrieges konnten kaum noch überseeische Tabaksorten eingeführt werden und der inländische Tabakmarkt konnte den Bedarf nicht decken. Zudem hatte sich die wesentlich billigere Zigarette am Markt durchgesetzt. Das Unternehmen wurde unrentabel, so dass der Sohn von Georg Landfried, der in Heidelberg eine große Tabakwarenfabrik besaß, im Jahre 1929 den Betrieb auflöste.

 

Erhalten ist das ehemalige Wohn- und Geschäftshaus in der Hauptstraße, in dem bis vor wenigen Jahren noch das Tabakgeschäft Haas geführt wurde. Heute beherbergt es ein italienisches Restau-rant. Alle anderen Gebäude wurden im Rahmen von Stadtsanierungen abgetragen. Die Landfried-straße am „Roten Berg“ erinnert an den früheren Unternehmer.

 

 

 

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