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Haigerer Hütten

Die Kleinstadt Haiger an der Dill blickt auf ein reges Eisenhüttenwesen zurück. Auf zwei Standorten entstanden Hochofenbetriebe, die "Haigerer Hütte" auf einem östlichen Gelände an der Dill nache der heutigen Autobahn und die Leopolds-/Agnesenhütte auf der westlichen Seite der Stadt. Die Auf- und Niedergang der Hütten, ihre wechselhaften und teilweise rätselhaften Eigentümerwechsel kennzeichnen die Situation der Industrialisieren, besonders der Montanindustrie des 19. Jahrhunderts.

Geschichte der Haigerer-/Leopoldshütte

 

Schon 1457 wurde in Haiger eine Hütte mit Hochofen errichtet und urkundlich erwähnt. Damit gehört Haiger zu einem sehr frühen Standorte der Eisenverhüttung im Dillgebiet.

Im Dillgebiet wurden ab 1817 vier neue Eisenhüttenwerke gegründet, darunter 1856 die Leopoldshütte zu Haiger. Die Hütte geht vermutlich auf einen herzoglichen Dominal- Eisenhammer zurück, dessen Entstehung auf etwa 1510 geschätzt wird. Dieser Eisenhammer hatte ein mit Wasserkraft betriebenes Hammerwerk und, zumindest in späteren Jahren, zwei Feuer. In dem Hammerwerk wurden die aus der Luppe des Schmelzofens abgeteilten Masseln zu Stabeisen ausgeschmiedet bzw. gereckt (Stabhammer bzw. Reckhammer). Als man begann, Hochöfen zu errichten, wurden die meisten der alten Rennhütten, darunter wohl auch die Leopoldshütte, in einen Frischhammer umgewandelt.

Die Einführung des Frischverfahrens, Beseitigung von Kohlenstoff und anderen Elementen aus dem flüssigen Eisen, stieß beim Landesherrn zunächst auf Widerstand, weil dieser den Wettbewerb mit seinen eigenen, noch nach der alten Methode des Rennbetriebs arbeitenden Hütten, fürchtete. Er befahl daher im Jahre 1611, das auf der Haigerer Hütte (= spätere Leopoldhütte) eingerichtete Frischverfahren aufzugeben und die Hütte stillzulegen sei. Nach langen Verhandlungen genehmigte er im Jahre 1613 doch die Beibehaltung des Frischhammers. Über die damaligen Eigentumsverhältnisse, Produktionsmengen und Personalstärke ist für die Zeit bis 1829 nichts bekannt.

Ab 1829 hatte die Witwe Philipp Heinrich Heckers den Eisenhammer in Pacht, vermutlich in der Nachfolge ihres verstorbenen Ehemanns. Zu dieser Zeit fand aber offensichtlich kein Hüttenbetrieb im eigentlichen Sinne mehr statt, denn der letzte Direktor der Haigerer Hütten AG, Johann Nikolaus Keßler, berichtete, dass das Eisen zur Verarbeitung auf dem Hammer von auswärts bezogen wurde. Er vermutete, dass das Roheisen von der ebenfalls herrschaftlichen Schmelzhütte „auf dem Köppel“, womit die Minerva-Hütte gemeint war, kam, denn es war bekannt, dass die Minervahütte auch andere Hammer- und Walzwerke mit Roheisen belieferte. Im Jahre 1850 wurde der, inzwischen von den Herren Gourde und Bertina seit 1841 gepachtete Dominal-Eisenhammer, durch das Herzoglich Nassauische Staatsministerium in Wiesbaden, Abteilung der Finanzen, erneut zur Verpachtung aber auch zeitgleich zum Verkauf ausgeschrieben.

 

Verkauf der Leopoldshütte

 

Zum Verkauf gelangten der eigentliche Eisenhammer inklusive dem dazu gehörenden Kohleschuppen, das Wohngebäude, der Platz bei der Haigerer Hütte, auf dem sich der herrschaftliche Hammer befand, das sonstige Gelände zwischen den Gebäuden, der Garten westlich des Hammers, der Weiher mit dem dazu gehörenden Damm, näher bezeichnete Werkzeuge sowie Gezähe und Geräte.

Im Jahre 1851 erwarben die beiden Ehepaare Heinrich Karl Schramm, Inhaber der Gerberei Schramm, und seine Gattin Wilhelmine Philippine sowie Johann Heinrich Karl Schramm und Anna Elise Schramm den Eisenhammer mit allen Nebengebäuden zu einem Preis von 4435 Gulden. Am 14. Februar 1851 wurde der Kauf vom Herzoglich Nassauischen Justizamt in Dillenburg „konfirmiert“ und erlangte damit Rechtskraft. Es wurde vermutet, dass sie den Kauf wegen der Wasserrechte abschlossen, denn direkt neben dem Direktionshaus befand sich eine Lohmühle, die Schramm ebenfalls erwerben wollte. Das aber hatte das Dillenburger Justizamt mit einigen Formulierungen ausgeschlossen, so dass die Brüder Schramm den Hammer 1856 an die Hütten- Aktiengesellschaft Leopold weiterverkauften. Gleichzeitig erwarb die Hütten AG eine größere Anzahl von Grundstücken in der Umgebung des Eisenhammers. Darunter befand sich auch eine Lohmühle, mit der der Eisenhammer aus demselben Gewässer ihre Wasserkraft bezog.

Die Hütten-Aktiengesellschaft Leopold mit Sitz in Dortmund wurde 1856 von dem Kauf-mann und Fabrikinhaber Gustav Brand aus Witten in Gemeinschaft mit dem Kaufmann Louis Doert aus Dortmund, dem Grubendirektor Carl Koecke aus Wilnsdorf und den Kaufleuten Heinrich Weißgerber und Eduard Overweg, beide aus Dortmund, Wilhelm Zimmermann aus Magdeburg und Gustav Müller aus Lünen mit einem Grundkapital von 380 000 Talern gegründet. Zuvor hatten Eduard Overweg und Friedrich Bünger aus Dortmund um Erteilung einer Konzession zur Verwaltung des bei Haiger gelegenen Eisenhammers bei der Herzoglich-Nassauischen Landesregierung in Wiesbaden nachgesucht, die diesem Ersuchen 1856 entsprach. Hierbei war ausdrücklich der Bau eines neuen Eisenhammers geplant, außerdem der Erwerb und Betrieb von Eisensteingruben, die Darstellung von Roheisen und deren Verwertung und der Handel mit Rohstoffen, halbfertigen und fertigen Fabrikaten. Die Landesregierung machte jedoch die Auflagen, dass für den Neubau der Eisenhütte ein Bauantrag mit Bauriss eingereicht, die Abänderung des Wasserlaufs gewährleistet und innerhalb Jahresfrist von der Konzession Gebrauch gemacht werden muss. Zum technischen Direktor der Leopoldshütte in Haiger bestimmte die Gesellschaft Heinrich Weißgerber, der von Dortmund nach Haiger übersiedelte.

 

Der bestehende Eisenhammer wurde 1858 abgebrochen und eine neue Hütte mit Nebengebäuden und die beiden Hochöfen errichtet.

Die Hüttenaktiengesellschaft geriet jedoch bald in wirtschaftliche Schwierigkeiten, u.a. weil sich der Bau der geplanten Eisenbahnstrecke von Deutz nach Gießen verzögerte. Günstige Eisenbahntransporte in das Ruhrgebiet waren ein eminent bedeutender wirtschaftlicher Faktor. 1859 war die Hütte infolge Holzkohlenmangels acht Monate nicht in Betrieb und geriet dadurch in Zahlungsschwierigkeiten. 1863 und 1864 verließen zwei Gründer der Gesellschaft wegen Zahlungsunfähigkeit das Unternehmen. 1864 erfolgte dann die Eintragung der Gesellschaft in das Gesellschaftsregister beim Registergericht in Dillenburg.

Heinrich Weißgerber kündigte 1865 seine Stellung als Direktor der Leopoldhütte und mehrere Gesellschafter beantragten die Liquidation. Die Gesellschaft wurde 1868 aufgelöst.

Technisch bestand die Leopoldshütte bis dahin aus zwei Hochöfen, die mit Holzkohle beheizt wurden. Die Leistung wurde mit 8000-9000 kg Roheisen in 24 Stunden angegeben. Die zur Verfügung stehende Wassermenge reichte alternativ nur zum Betrieb des Hammers oder des Ofens aus. Im Jahre 1865 reichte die Hütten-Aktiengesellschaft Leopold ein Gesuch um pachtweise Überlassung von Kohle- und Erzlagerplätzen am Bahnhof von Haiger an die Deutz-Gießener Eisenbahn ein, was darauf schließen lässt, dass Brenn- und Erzmaterialien von auswärts bezogen werden sollten.

Das Werk war bis zum Deutsch-Französischen Krieg in Betrieb, die Produktion wurde 1871 mangels Wirtschaftlichkeit eingestellt.

Im Zuge der Liquidation ging die Leopoldshütte mit den bebauten und unbebauten Grundstücken und samt zahlreicher Gruben auf den Bankier Johann Carl Schemann in Hamburg und den Rittergutsbesitzer Theodor Schulze-Dellwig aus Sölde über. Schulze-Dellwig erwarb 1872 den Anteil von Johann Carl Schemann und wurde so Alleinverfügungsberechtigter der Leopoldshütte.

Der weitere Verlauf des Unternehmens ist etwas verwirrend. Es taucht der Name eines Bergwerkbesitzers Albert Wynne aus Siegen auf, der mutmaßlich als Vertreter eines englischen Unternehmens auftrat und die Leopoldshütte von Schulze-Dellwig erwarb. Gegenstand des Kaufvertrages waren eine Eisenschmelzhütte, ein Maschinengebäude, eine Arbeiterwohnung, ein Möllerhaus, eine Radstube, ein zweistöckiges Wohnhaus, ein Ökonomiegebäude, ein Kohleschuppen, Waagengebäude und die Lohmühle, sowie 34 unbebaute Grundstücke.

Die Umstellung auf Koksverhüttung

Ab 1873 war Friedrich Otto Heusler (1825-1890) von der Isabellenhütte in Dillenburg, die er seit 1851 leitete, Betriebsdirektor der Leopoldshütte. Unter seiner Führung wurde, im Mai 1873, die Verhüttung des Eisenerzes auf Koks umgestellt. Direkte Angaben darüber sind zwar nicht überliefert, aber der seit dieser Zeit nachweisbare Bezug von Koks aus dem Ruhrgebiet legt dieses nahe. Nach einem Vertrag mit der Zeche Anna der Firma Albert Hüssener & Cie. in Altenessen bezog die Leopoldshütte im Mai 1873 100 Waggons Koks zu je 100 Zentnern, im Juni 1873 50 Waggons und vom Juli 1873 bis 30. Juni 1874 600 Waggons Koks, die möglichst gleichmäßig mit je 2 Waggons pro Arbeitstag durch die Cöln-Mindener bzw. Deutz-Gießener Eisenbahn angeliefert werden sollten. Laut Bericht der Handelskammer zu Dillenburg erzeugte die Leopoldshütte auf der Basis von Steinkohlen und Koks fast das Doppelte an Roheisen wie die führenden Holzkohlehochöfen.

Von 44 Eisensteingruben im Dillgebiet, die das Erz auf die Leopoldhütte lieferten, sind nur die Gruben Antonsfund und Ludwigsberg in der Gemarkung Eibach bekannt. Nach der Main-Weser-Hütte von Buderus war die Leopoldshütte die zweite Hütte im Lahn-Dill-Revier, die auf Koksbetrieb umgestellt hatte. Ob die Umstellung des Hochofens auf Koksbetrieb nicht schon früher erfolgte ist ungewiss, denn andere Hinweise lassen als Umstellungsjahr bereits das Jahr 1864 vermuten. Die Bahnstrecke von Deutz nach Gießen wurde bereits im Januar 1862 eröffnet, so dass der Bezug von Koks aus dem Ruhrgebiet möglich gewesen wäre.

Über die technische Leistung der Anlage lassen sich nur indirekt einige Sachverhalte nach-vollziehen. Von den beiden Hochöfen war wohl nur jeweils einer in Betrieb. Da der Hochofen pro Stunde mit über 30 Zentner Feststoffe beschickt werden musste, ließ Heusler einen Schrägaufzug errichten. Der gleichzeitige Bau eines Maschinenhauses und eines Kessel-gebäudes lässt den Schluss zu, dass der Aufzug mit einer Dampfturbine angetrieben wurde.

Gefertigt wurde das übliche Programm der damaligen Hütten. Stabeisen wurde für die eigene Weiterverarbeitung verwendet oder verkauft, dazu wurden Stäbe für Hufeisen, Nägel, Radreifen und Gussprodukte für Haus und Hof produziert.

Alle Investitionen zeigen, dass die Leopoldshütte in Betrieb war, aber die Gewinne nahmen ständig ab. Im Jahr 1873/74 gab es auf der Hütte ca. 20 Beschäftigte, darunter 2 Schmelzer, 4 Maschinenwärter, 10 Möllerarbeiter, 4 Transportarbeiter innerhalb des Hüttengeländes sowie einen Former und einen Gießer. Ein Bericht der IHK in Dillenburg nennt für 1875 folgende Zahlen: 58 männlichen Arbeiter, ein Hochofen, 4 Monate Betriebsdauer im Jahr, 91 279 Zentner verarbeitete inländische Erze und 35 268 Zentner Ausbringung von Masseln und Brucheisen.

Zum Transport von Koks, Hüttenprodukten und Hochofenschlacke zur Eisenbahnstation in Haiger wurden Verträge mit 4 Fuhrunternehmern geschlossen. Später übernahm eine Kleinbahn diese Aufgabe.

1874 hatte Direktor Heusler bei der Regierung in Wiesbaden einen Antrag auf Genehmigung zur Errichtung eines Dampfkessels beantragt, der unter einigen Auflagen bewilligt wurde. Aber weder diese Investition noch eine Vergrößerung eines der beiden Hochöfen konnte die Leopoldshütte retten. Sie wurde vom Strudel zusammenbrechender Kapitalgesellschaften als Folge der allgemeinen Wirtschaftskrise in den 1870er Jahren erfasst. Wynne hatte lange versucht, die Gesellschaft durch Aufnahme von Krediten am Leben zu erhalten. Im Mai 1874 wurde ein neuer Kaufvertrag geschlossen. Eigentümer wurden nun: Henry Trotter, Esquire von Temple London, Charles Philipp Cotton, Civilingenieur von Dublin und Henry Smith Stobarth, Kohlenbergwerksbesitzer aus Witton le Wear. Der Kaufpreis betrug einschließlich des gesamten Hüttenvermögens sowie der sonstigen Liegenschaften und Gruben die Summe von 206 666 Taler und 20 Groschen.

Der Kaufpreis reichte gerade aus, um ein von Wynne aufgenommenen Kredit über 31 000 Pfund Sterling zu tilgen. Zwei weitere Kredite über zusammen 63 000 Taler musste Wynne selbst tilgen. Scheinbar hatten die neuen englischen Eigentümer die Hütte aber nicht in Betrieb genommen, sondern sie im Jahre 1876 wieder zum Verkauf angeboten. Ganz offensichtlich lag die Hütte bis 1882 still. 1882 kam ein Kaufvertrag über 37 500 Mark mit der Siegener Firma H. Fölzer Söhne zustande. Umgerechnet betrugen die 37 500 Mark exakt 31 000 Pfund Sterling bzw. 206 666 Talern und 20 Silbergroschen des vorangegangenen Kaufpreises.

Die Agnesenhütte

Die Brüder Fölzer gaben der Leopoldshütte den Namen ihrer kürzlich verstorbenen Mutter und nannten sie Agnesenhütte. Die neuen Besitzer wechselten häufig ihre Firmenbezeichnung. Der Hochofen wurde erneut erhöht und ein senkrechter Förderaufzug errichtet. Ab 1883 war der Hochofen wieder in Betrieb. Im Jahre 1885 wurde der Antrag des Unternehmens auf Errichtung einer Pferdebahn vom Hüttenplatz zum Bahnhof genehmigt, mit der Material und Fertigprodukte von und zum Bahnhof befördert werden konnten. Um 1884 erhielten die Hochöfen die ersten Heißwinderhitzer. Dieser blies ca. 500° heiße Luft in den Hochofen und führte damit zu einer erheblichen Brennstoffeinsparung. Außerdem konnte die Produktion dadurch von 20 000 kg auf etwa 35 000 kg Roheisen pro Tag erhöht werden. Dem technischen Fortschritt folgend ersuchte Fölzer im Jahre 1888 die Umwandelung der Pferdebahn in eine Lokomotivbahn, was auch genehmigt wurde.

Langsamer Niedergang

Die Hütte erlebte in den folgenden Jahren einen wechselvollen Betrieb mit zahlreichen Stilllegungen und Wiederaufnahmen. Der Hochofen musste wiederholt ausgeblasen werden, da Billigimporte von Roheisen den Absatz eigener Produkte erschwerten. Am 27. Juli 1898 wurde der Hochofen erneut angeblasen und die alten Winderhitzer wurden durch neue sog. Steinkowper-Winderhitzer ersetzt. Die Geldmittel dafür stellte die Großhandelsfirma Karl Spaeter aus Koblenz als Darlehen zur Verfügung. Die Produktion des Ofens steigerte sich von 35 000 kg auf ca. 50 000 kg Gießereiroheisen pro Tag.

In der Wirtschaftskrise zu Beginn des 20. Jahrhunderts legten die Brüder Hölzer den Hochofen im Mai 1907 endgültig still und beschlossen, den Hüttenbetrieb nicht wiederaufzunehmen. Im Mai 1910 kam es aber dennoch zu einer Wiederbelebung der Hütte. Eine Gesellschaft Haigerer Hüttengesellschaft mbH pachtete die Agnesenhütte und betrieb sie weiter. Die Gesellschaft erhöhte den Hochofen um 1,30 m und vergrößerte dessen Abmessungen, so dass eine Produktion von 68 000 kg Gießereiroheisen pro Tag mit Hilfe von neuen Gasreinigern erzielt werden konnte. Das Unternehmen hatte von Beginn an das Ziel, den zerstückelten Geländebesitz zusammenzulegen und die gesamten Werksanlagen zu kaufen. Man sicherte sich sogar einen Normalspuranschluss an die neue Eisenbahnstrecke von Siegen-Weidenau nach Dillenburg. Nachdem alle diese Vorhaben erfolgreich abgeschlossen waren, begann das Unternehmen mit dem Bau eines großen, wirtschaftlich rentablen Hochofens, der für die Erzeugung von 120 000 kg Gießerei- und 160 000 kg Puddelroheisen ausgelegt wurde. Im September 1913 wurde offiziell die Haigerer Hütte AG gegründet.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts befanden sich die Hüttenwerke des Lahn-Dill-Reviers hinsichtlich des Rohstoffbezugs in einer schwierigen Lage. Ihnen fehlten die Kohle- und Koksgewinnungsstätten. Transporte aus dem Ruhrgebiet erhöhten die Betriebskosten beträchtlich und beeinflussten die Wirtschaftlichkeit negativ. Die Haigerer Hütte konnte nicht mehr wirtschaftlich produzieren und wurde endgültig stillgelegt. Ab 1927 verfiel nach und nach das Hochofenwerk.

Auf dem Gelände der Hütte siedelte sich ein Speditionsbetrieb an, der ein bedeutendes, weltweit operierendes Unternehmen wurde. Der Platzbedarf des Unternehmens war so groß, dass alle ehemaligen Gebäude abgetragen wurden.

 

Heutige Situation

 

Das Gebiet der Haigerer Hütte befand sich zwischen Schmidthütte, Hammerweg und Hansastrasse. Das Gelände, das man heute als Haigerer Hütte bezeichnet, war die sog. "Wohnhütte". Das gesamte Hüttengelände wurde von dem Speditionsbetrieb Pracht aus Haiger übernommen. Gebäude und andere Anlagen aus der aktiven Zeit der Hütte existieren nicht mehr. Am 1. Januar 2004 übernahm das Logistikunternehmen Kühne und Nagel die mittelständische Spedition Pracht. Auf dem südlichen Teil des Geländes ist ein Industriegebiet entstanden, auf dem sich namhafte Firmen angesiedelt haben.

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