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Breidensteiner Eisenhammer

Der Breidensteiner Eisenhammer wurde durch die Freiherrn von Breidenbach-Breidensteiin zur Herstellung, meist von Rüstungsgütern, betrieben. Er bezog sein Roheisen von der Wilhelmshütte in Biedenkopf, mit der er im Laufe seiner Geschichte mehrfach verbunden war.

Im Jahrtausend alten Eisenland an Lahn und Dill gab es Dutzende von Hochofenwerken, die aus den Eisenerzen der vielen Hundert Gruben Roheisen produzierten. Dieses Roheisen, dass direkt aus den Hochöfen kann, war jedoch hart und spröde und ließ sich nur selten direkt verwenden. So wurde es an weiterverarbeitende Betriebe verkauft, die es durch nochmaliges Erhitzen und mit den unterschiedlichsten Methoden zu Stahl verarbeiteten.

Eine frühe Form waren die Hammerwerke, die nach dem Erhitzen des Roheisens dieses so oft mit einem möglichst großen Hammer bearbeiteten, bis der restliche Kohlenstoff und andere Elemente regelrecht herausgeschlagen wurden und ein schmiedbares Eisen zurückblieb.

Während dieser Vorgang früher von Schieden mit Muskelkraft durchgeführt wurden, entwickelten sich später an Bach- und Flussläufen Eisenhämmer, die über ein Wasserrad die Kraft auf einen Hammer übertrugen, mit dem das Roheisen dann in Form gebracht werden konnte.

Da Hochöfen und Hammerwerke als „systemrelevant“ galten, da sie in Kriegszeiten der Waffenproduktion dienten, hatte der jeweilige Landesherr das alleinige Recht zum Betrieb dieser Werke oder er verpachtete diese Unternehmen an Privatleute.

Gerade Mittelhessen galt seit der Laténe-Zeit als Eisenland mit sehr vielen Hochofenwerken und Eisenhämmern. Heute ist davon nur noch wenig zu sehen. Währen sich viele ehemalige Hochofenwerke im Laufe der Jahrhunderte den Strukturveränderungen und dem technischen Fortschritt folgend zu Spezialbetrieben gewandelt haben oder aufgegeben wurden, sind die Hammerwerke fast völlig verschwunden.

Eine Ausnahme bildet der Breidensteiner Hammer in Breidenstein, mordwestlich von Biedenkopf, bzw. eigentlich nur ein kleines Häuschen am Rande des Hammerweihers, in dem sich das Getriebe des Hammers befand und noch zum großen Teil erhalten ist. Man erkennt das Wasserrad, das einst das Getriebe in Gang setzte. Errichtet hatte den Hammer 1787 Freiherr Karl Friedrich Christian von Breidenbach zu Breidenstein, der seinerzeit auch die Ludwigshütte in Biedenkopf gepachtet hatte. Diese lieferte dann auch das Roheisen.

Es hat sich ein Verein unter Vorsitz des Marburger Historiker Prof. Dr. Otto Volk gegründet, der dieses Kleinod der Industriegeschichte Mittelhessens erhalten oder sogar restaurieren möchte.

Prof. Volk recherchierte, dass bis in die 1820er Jahre die Freiherren von Breidenbach zu Breidenstein wohl den Hammer betrieben haben und auch die Ludwigshütte in Biedenkopf. „Das scheint sich aber nicht so richtig rentiert zu haben“, vermutet Professor Volk. Was genau passiert ist, darüber gaben die Quellen indes keine Auskunft.

Erst aus dem Jahr 1908 hat der Historiker wieder Informationen: Ein Wallauer Kettenfabrikant namens Theodor Schmidt pachtete den – damals offenbar nicht mehr industriell genutzten – Hammer vom Freiherrn. „Schmidt wollte den Hammer reaktivieren und erweitern“, berichtet Volk. Bevor es dazu kam, gerieten Pächter und Verpächter aber in Streit. Am Ende der gerichtlichen Auseinandersetzung war der Kettenfabrikant pleite und der Breidensteiner Hammer Geschichte.

 

Das Wasser zum Antrieb des Wasserrades wurde über einem Graben von der nahen Lahn in einen Hammerweiher geleitet und trieb über einen Ablaufgraben permanent den Hammer an.

Zwar befinden sich Gebäude und Technikteile in einem schlechten Zustand, sind aber im Original erhalten. Es hat sich ein Verein gegründet, der dieses Kleinod der Industriegeschichte Mittelhessens erhalten oder sogar restaurieren möchte.

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