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Löhnberger Hütte

Geschichte

Die Lahnmulde war zwischen Wetzlar und Limburg seit je her ein zentrales Gebiet des Eisenerzabbaus und dessen Verarbeitung. Waldschmieden und Eisenhämmer lagen wie auf einer Perlenkette aufgereiht rechts und links der Lahn dicht nebeneinander.

Als Waldschmiede war 1403 bereits die Löhnberger Hütte eingerichtet worden, die ihr Erz u. a. aus Ahausen, Waldhausen und vom Windhof bezog. Der Wetzlarer Ofengießer Wilhelm Kemmerling Jun. errichtete Anfang des 17. Jahrhunderts einen neuen Hochofen und übernahm 1617 den 1609 erbauten Eisenhammer des Eisenwerkes.

Während des Dreißigjährigen Krieges erlitt die Löhnberger Hütte nur geringe Schäden, obwohl auch dort die Mansfeldschen Soldaten übel gehaust hatten. Wilhelm Kämmerling wandelte die Anlage 1637 in eine Stahlhütte um, die sich jedoch als unwirtschaftlich erwies, weil das notwendige Wissen fehlte und legte 1643 die Hütte still. Nach den Kriegswirren wurde die Hütte im Jahre 1650 wieder errichtet. Bereits 1658 wurde ein neu entwickelter Hochofen mit offener Brust und Vorherd errichtet, der sich bei den benachbarten Hütten und Hämmer schnell verbreitete.

In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts ließ Graf Wilhelm II. von Solms-Greifenstein die Stahlerstellung durch Fachleute aus Solingen wieder aufnehmen. In Löhnberg wurde im Jahre 1670 ein neuer Stahlhammer erbaut. Es wurden Leute nach Holland und England geschickt, um dort Absatzgebiete für Stahl zu erschließen.

 

Produktion und Vertrieb der Waren

 

Neben dem Guss von Produkten für den häuslichen und gewerblichen Bereich (Kessel, Töpfe, Pfannen, sog. Poteriewaren, usw.) stellte die Ofenproduktion schon zu dieser Zeit einen Schwerpunkt dar. 1618 wurden über 100 Öfen gegossen. Die Ofenplatten stellten oft biblische Szenen dar, auf der Löhnberger Hütte auch Motive aus dem Leben der Pharaonen. In späteren Zeiten ging man zu Blumen und Tiermotiven über. Die Waffenproduktion war vergleichsweise gering. Im Jahre 1660 wurden 1030, 1664 nur 17 Hohlkugeln zum Werfen mit der Hand (Handgranaten) und 1666 insgesamt 714 Kugeln gegossen. 

In der meist in der Winterzeit an 70 bis 80 Tage beriebene Hütte wurde nun an 200 und mehr Tagen im Jahr gearbeitet. Ein Teil der Erzeugnisse wurde bereits exportiert. Stabeisen wurde bis nach Italien, die Militärproduktion nach Holland verkauft. Immer häufiger wurden Händler in den Vertrieb von Massenprodukten eingeschaltet. Für die Löhnberger Produkte war es 1670 Cornelius Kömper zu Mainz. Der Handel spielte jedoch die Hütten gegeneinander aus, um den Preis zu drücken. Daraufhin kam es 1707 zum ersten Eisenkartell von allen Produzenten vom Taunus bis zum Siegerland, das aber, wie auch die Nachfolgevereinbarungen keinen langen Bestand hatte. Mit der Holzverkappung und den damit steigenden Preisen für Holzkohle wurde auf der Löhnberger Hütte versucht, Koks nach englischem Vorbild zu verwenden. Versuche mit gemischter Beschickung von Holzkohle und Koks misslangen jedoch. Dem kleinen Fürstentum fehlte, im Gegenfall zu Preußen, wo die Experimente endlich gelangen, das notwendige Kapital, um die Versuche länger durchzuführen. Die Landesregierung empfahl daraufhin, holzsparende Öfen herzustellen. In Löhnberg wurden 3 Größen dieser „Circulieröfen“ gegossen, die aber kaum Abnehmer fanden.

 

Der Hüttenbetrieb in der Franzosenzeit

 

Anfang der 1780er Jahre ging man zum Sandgussverfahren über, das auch aus England bekannt war. Die Nachfrage nach Sandgussprodukten war so groß, dass man sie kaum befriedigen konnte, weil die Darstellungen sehr viel feiner ausgearbeitet werden konnten. Der mehrfache Durchzug französischer und anderer Truppen brachte auch die Löhnberger Hütte teilweise zum Erliegen. In den Jahren 1793 und 1795 fand keine Schmelze statt.

Nach den napoleonischen Kriegen kam Löhnberg durch die Rheinbundakte von 1806 an das neu gebildete Großherzogtum Berg und Holland wurde 1810 in das französische Zollgebiet einbezogen. Damit verlor die Löhnberger Hütte ihr wichtigstes Absatzgebiet. Die von Frankreich ausgehende Wirtschaftskrise erfasste bald auch die Rheinbundstaaten. Zudem hatte sich ein beträchtlicher Überschuss an Eisen gebildet, so dass die Preise für Stabeisen unter Druck  gerieten. Die Gewinne brachen auf der Löhnberger Hütte ein und betrugen 1810 nur noch 407 Franken, ein Viertel des Vorjahres, und sanken im Jahre 1811 auf 202 Franken. Die unwirtschaftlich gewordene Hütte wurde 1812 versteigert. Die Gebrüder Buderus ersteigerten die Hütte für 2120 Franken jährlich. Die Pachtzeit betrug 12 Jahre. Zunächst hatte sich der Bergrat Becher von der nassau-oranischen Berg- und Hüttenverwaltung gegen die Übernahme durch Buderus ausgesprochen, da Buderus als Inhaber vieler Eisengruben und Schürfrechte so wie mehrerer Hammer- und Hüttenwerke eine Monopolstellung für Eisen im Lahn-Dill-Revier anstrebte. Letztlich blieb den in wirtschaftliche Not geratenen Unternehmen bzw. ihren Landesherren als Eigentümer der Betriebe nichts anderes übrig, als dem Meistbietenden- und das war Buderus- die Eisenhütte zu verkaufen bzw. langfristig zu verpachten.

 

Die Löhnberger Hütte im Zeitalter der Industrialisierung

 

Das Eisenhüttenwesen des Lahn- Dill- Gebietes stand zu Beginn des 19. Jahrhunderts in voller Blüte.  

Neben der Löhnberger Hütte und dem dort bestehenden Hammerwerk gab es 1815 insgesamt noch weitere 18 Hochofenwerke mit 21 Hochöfen und etwa 24 Hammerwerke. Da der Druck auf die Eisenpreise weiter bestand, wurde 1806 auf Anregung der Michelbarer Hütte erneut der Versuch unternommen, eine gemeinsame Preisfestsetzung durchzusetzen. Diesem Vertrag nach Siegerländer Vorbild trat auch die Löhnberger Hütte bei. Aber auch dieser Versuch scheiterte letztlich auf Grund stark divergierender Interessen. Später gelang es jedoch immer wieder für längere Zeit gemeinsame Preisvereinbarungen durchzusetzen.

Der technische Fortschritt des 19. Jh. fand auch auf der Löhnberger Hütte Einzug. Es wurde ein von Neilson 1829 erfundene Winderhitzer, bei dem die Ausnutzung der Gichtgase zu einer erheblichen Leistungssteigerung des Hochofenbetriebes führte, eingeführt. Zum Antrieb dieser Winderhitzer wurde bereits eine Dampfmaschine eingesetzt. Die Gusswaren von Buderus erreichten 1815 eine unerwartete Höhe. Auch ließ Buderus wieder Munitionsbedarf herstellen. Hierbei produzierte die Löhnberger Hütte in den 20er Jahren sechspfündige Kanonenkugeln und fünfeinhalbzöllige Granaten an das Herzoglich Nassauische Generalkommando in Wiesbaden.            

 

Das Ende der Löhnberger Hütte

 

Mit dem Bau der Main-Weser-Hütte in Lollar konzentrierte Buderus die wesentlichen technischen Neuerungen im Hochofenbau, die Umstellung auf Koksbetrieb und der Einsatz von Kupolöfen auf diese und wenige andere verkehrstechnisch günstig gelegene Hütten. Kleinere und unwirtschaftliche Hütten wurden aufgegeben. 1866 wurde auch die Löhnberger Hütte stillgelegt. 

 

Heutige Situation

 

Auf dem Gelände der Löhnberger Hütte befinden sich noch Reste des ehemaligen Hochofenwerkes. Auffällig ist das rote Hauptgebäude, in dem sich von der Gießerei bis zum Lager viele Werkabteilungen befanden. Der Hochofenbereich und weitere Werkstattgebäude sind teilweise erhalten. Sie wurden von späteren Eigentümern an- und umgebaut oder entfernt. Heute beherbergt das Industrieareal mehrere Betriebe. Ein Holzverarbeitungsbetrieb nutzt einen großen Teil der alten aber modernisierten Gebäude, andere Gebäude befinden sich in Privatbesitz. Eine Familie betreibt eine Reitanlage.

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