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Geschichte von Industriebetrieben in Mittelhessen-
Eine Webseite des "Mittelhessen e.V". des RP Gießen und des "Netzwerkes Industriekultur Mittelhessen"
Pfeiffer Vacuum Technology AG - Aßlar
Pfeiffer-Vacuum ist nach 130 Jahren zum Vorzeigeunternehmen Mittelhessens geworden. Es produziert Vakuumpumpen und alles, was mit Vakuum zu tun hat und ist damit weltweit führend. Mit seinen 3000 Mitarbeitern erwirtschafte Pfeiffer ca. 70 Mio. EUR Gewinn. Nach dem Börsengang erwarb zwar ein Konkurrent aus Baden-Württemberg die Aktienmehrheit aber die Produktpalette wurde dadurch weiter vergrößert.
Im Jahre 1890 gründete Arthur Pfeiffer in Wetzlar ein feinmechanisches Unternehmen, das sich zunächst mit der Entwicklung von Gasfernzündern für die damalige Straßenbeleuchtung mittels Gaslaternen beschäftigte. Bereits zehn Jahre später gab er diese Produktion auf, denn auf der Weltausstellung wurde 1900 in Paris eine Metallfadenlampe, also eine Glühbirne, vorgestellt. Da diese Glühbirne nur in einem relativ hohem Vacuum funktioniert, verlagerte Pfeiffer sich auf die Herstellung von Komponenten zur Erzeugung von Vacuum zur Herstellung von Glühlampen jeglicher Art. Als Nebenprodukt entwickelte er 1908 eine Öl-Luftpumpe, 1910 sogar eine rotierende Öl-Luftpumpe, da die Pumpentechnik vielseitig ist und in beide Richtungen funktioniert. Da es für die Vacuum-Pumpe derzeit noch kaum einen Konkurrenten gab, lieferte Pfeiffer bereits 1910 physikalische Geräte und komplette Laboratorien für Forschung und Lehre in alle Welt. 1926 zählte die Albert Pfeiffer Vakuumtechnik Wetzlar GmbH auf dem Gebiet der Hochvacuumtechnik zu den weltweit größten Spezialfirmen. In fast allen Ländern Europas und der USA bestehen Generalvertretungen.
1929 stellte Pfeiffer seine Produkte auf einer Messe in Leningrad (heute wie früher: St.. Peterburg) aus. Das vormals landwirtschaftlich geprägte Russland stand nach der Oktoberrevolution von 1917 vor einer großen Industrialisierung und eröffnete damit einen großen Markt.
In der Zeit bis nach dem Zweiten Weltkrieg veröffentlicht das Unternehmen keine Einzelheiten. Man muss, wie bei allen Familienunternehmen des Lahn-Dill-Gebietes, davon ausgehen, dass das Unternehmen ihre Technologie verbessert und die Märkte weiter ausgebaut hat und nur in Krisenzeiten sich gewissen Auflagen beugte.
Das Jahr 1958 stellte mit der Entwicklung einer Turbomolekularpumpe einen neuen Meilenstein dar. Diese Pumpe wurde als „Turbopumpe“ zum Gattungsbegriff. Diese Pumpe hatte ein Saugvermögen von 150 Litern pro Sekunde und wog nur 95 kg. Sie sollte, zusammen mit den Weiterentwicklungen, das erfolgsreichste Produkt des Unternehmens werden. Die Vakuumtechnik entwickelte sich rasant zu einer Schlüsseltechnologie, zunächst im industriellen Bereich, später auch für luftdichte Verpackungen im Lebensmittelbereich für die Consumer Technik.
Besonders in der Grundlagenforschung aber auch praktischen Anwendungen ist ein hohes Vacuum notwendig, deren Dichtheit laufend geprüft werden muss: (Lecksuche an installierten Systemen, wie Rohrleitungen, Speicher, Kühlanlagen, Vakuumanlagen, Verpackungen, und Dichtheitsprüfung an Komponenten und Systemen in der Serienproduktion, z. B. Heizkörper(-elemente), Gaszähler, Kraftstoff-Behälter, Kraftstofffilter, Bremsleitungen, Leichtmetallräder, Einspritzpumpengehäu-se etc.).
Für den Teilchenbeschleuniger des Forschungszentrums CERN entwickelte Pfeiffer einen individuellen Lecksucher.
1966 entwickelte Pfeiffer der ersten Helium-Lecksucher und brachte ihn mit der Bezeichnung ASM 4 auf den Markt. In der Folgezeit folgten Neuentwicklungen (Patente) dicht aufeinander, so 1973 die einstufiger Drehschieberpumpen Uno 1.5 A und 1985 die SplitFlow Turbopumpe (sie kann z.B. als Doppel- oder Dreifachpumpe zwei oder drei hintereinandergeschaltete Kammern eines Massenspektrometer-Systems gleichzeitig evakuieren).
Da die Stadt Wetzlar keinen Platz für das stark expandierende Unternehmen anbieten konnte, zog das Unternehmen in das benachbarte Aßlar mit kurzer Verkehrsanbindung an die A45, A480, B277, B49 und der Bahnlinie Ruhrgebiet-Frankfurt sowie der Lahntallinie.
1996 endet die Ära als familiengeführtes Unternehmen, Pfeiffer wird Mitglied der Balzers-Gruppe mit Sitz im Fürstentum Liechtenstein, erlangt aber wenig später wwieder seine Eigenständigkeit. 1980 wird das Unternehmen in „Pfeiffer Vacuum Technology AG“ umgewandelt und geht als erstes deutsches mittelständisches Unternehmen an die New Yorker Börse und 1998 an die Deutsche Börse (Neuer Markt, heute: TecDAX). Am 21.08.2020 wurde der Börsenkurs in Frankfurt mit 159,60 EUR/Aktie notiert.
Wohl in diesem Zusammenhang erhielt 2007 Pfeiffer den größten Auftrag in der Unternehmensgeschichte in zweistelliger Millionenhöhe für Anlagen zur Herstellung von Dünnschichtsolarzellen Delisting von der New York Stock Exchange (NYSE).
Die vielschichtigen Anwendungen eines kohlenwasserstofffreien Vakuums eröffnet neue Einsatzgebiete in der Analytik und in der industriellen Verfahrenstechnik. Insbesondere die rasante Entwicklung in der Mikroelektronik und der Mikrochips ist ohne Turbopumpen, die für das notwendige Hochvakuum unter extremen Bedingungen sorgen, nicht möglich. Neben einer breiten Palette von Vakuumpumpen gehören Anlagen zur Trocknung und Imprägnierung von Kabeln, zur Entgasung von Transfor-matorenölen und zur Gefriertrocknung pharmazeutischer Produkte daher zum Fertigungsprogramm.
Die Vielfalt der Produktpalette kann von einem globalen Player nicht vollständig aufgezählt werden, zumal deren Umfang sich durch neue technische Anwendungen ständig ändert. Auch auf der ISS ist die Lecksuche von lebenswichtiger Bedeutung.
Pfeiffer entwickelt magnetisch gelagerte Turbopumpen und begeht im Jahre 2006 das Hundertjährige Jubiläum. 2010 übernimmt Pfeiffer-Vacuum den Vacuumkomponentenbauer „Trinos Vakuum-Systeme“ aus Göttingen und erwarb Ende des gleichen Jahres den Geschäftsbereich Vakuumtechnologie des „Alcatel-Lucent-Konzerns“ „adixen“. ADIXEN arbeitet vor allem für die Halbleiterindustrie. Weitere Unternehmen wurden weiltweit erworben oder strategische Partnerschaften vereinbart.
Seit 2015 versucht die falimiengeführte „Busch-Gruppe“ aus Baden-Württemberg, die vor allem im Vakuumbereich der Lebensmittelindustrie tätig ist, Aktien von Pfeiffer zu erwerben. Bereits 2017 hatte sie mit über 30% der Anteile die Sperr-minorität überschritten und besaß Anfang 2018 mit über 50% die absolute Mehrheit der Aktien.
Neben allen möglichen Anwendungen haben sich auch Komponenten für das Max-Planck-Institut, CERN, XFEL, EADS oder auf der Weltraumstation ISS bewähren.
2017 erwarb Pfeiffer die Unternehmen ATC, Inc., Indianapolis, USA, Dreebit GmbH, Dresden und Nor-Cal Products Inc., Yreka, USA.
Der Vakuumspezialist Pfeiffer Vacuum erhielt 2011 die Auszeichnungen des Landes Hessen als Hessen Champions für Weltmarktführer sowie von der Fachmedien-Marke "Process" der Vogel Communications Group den Meilenstein-Award für Vakuumtechnikund sowie viele andere Preise für hervorragende Leistungen des Unternehmens. Dass sämliche Zertifizie-rungen und Audits durchgeführt wurden, braucht nicht näher erwähnt werden.
Mit seinen Firmen hat Pfeiffer Vacuum über 3 000 Mitarbeiter und erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2018 einen Gewinn von über 70 Mio. Euro.
Anfang der 1990er Jahre wurde die „Pfeiffer Vakuum-Metallurgie-Anlagen“ ausgelagert und 2002 mit der „TePla AG“ aus München zur „PVA TePla AG“ zusammengeschlossen. Der Sitz wurde 2007 nach Wettenberg-Krofdorf verlegt. Das Unternehmen beschäftigt ca. 530 Mitarbeiter. Die PVA TePla AG ist ein weltweit operierendes Hochtechnologie-Unternehmen mit Standorten in Deutschland, Italien, China, Singapur, Taiwan und den USA. Das Unternehmen ist Weltmarktführer auf dem Gebiet der Diffusionsschweiß-Technologie und der Züchtung von Kristall-Wafern für die Chipherstellung. Hierbei geht es auch um die ständige Verbesserung von Materialeigenschaften. Die PVA TePla AG ist mit weiteren Hochtechnologieunternehmen der Löt- und Schweißtechnik bzw. der Chipherstellung verbunden. Das Unternehmen ist börsennotiert und erwirtschaftete 2020 einen Umsatz von ca. 140 Mio. EUR und einem Bruttogewinn von ca. 20 Mio. EUR.