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Geschichte von Industriebetrieben in Mittelhessen-
Eine Webseite des "Mittelhessen e.V". des RP Gießen und des "Netzwerkes Industriekultur Mittelhessen"
Die Firma Dietrich Waagenbau fertigt Klein- und Großwaagen bis 200 t und übernimmt den Service für alle Leistungen rund um die Waagentechnik. Dietrich Waagenbau darf selbst Waagen eichen. Das Unternehmen agiert weltweit.
- Herzlichen Dank an Herrn Klaus Dietrich, der die Fotos von den Großwaagen zur Verfügung gestellt hat. -
Friedrich Dietrich hatte bei der Firma Carl Ax in Herborn gelernt. Dort stellte man landwirtschaftliche Maschinen, auch Jauchepumpen und nebenbei Waagen her. Einige Zeit nach der Ausbildung beschloss Dietrich, gerade 26jährig, sich mit dem Waagenbau selbständig zu machen und gründete 1882 in Hirschberg am Ostrand des Westerwaldes (unweit von Herborn) einen Betrieb zur Herstellung von Waagen. Noch mit Handarbeit und den Gegebenheiten einer kleinen Werkstatt begann er mit der Herstellung von Dezimalwaagen. Bald wurden größere Waagen (Gleis- und Fahrzeugwaagen) hergestellt.
Das Unternehmen hatte sich schnell in der heimischen Industrie des Dillgebietes, einem Zentrum von Erzgruben und der Eisen- und Stahlindustrie, einen guten Namen gemacht. Viele namhafte Betriebe zählten bald zu seinen Kunden, zumal er einen zuverlässigen Service mit Reparaturen und Eichung anbot.
Die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg war von vielen technischen Neuerungen geprägt, die Dietrich gewissenhaft in seinem Betrieb einführte bzw. plante.
Sein Sohn, Friedrich Dietrich II übernahm 1933 das Geschäft und setzte weitere Neuerungen um. Er entwickelte vor allem automatische Waagen und spezialisierte sich auf Industriewaagen, insbesondere auf Gleis- und Fahrzeug-waagen. Hierbei muss man bedenken, dass es am Fuße des Westerwaldes viele Eisenhütten und große Erzgruben gab, die einen Gleisanschluss hatten. Auf die Burger Eisenwerke, die Neuhoffnungshütte von Haas & Sohn, die Grube Königszug oder die Frank’schen Eisenwerke in Dillenburg, alle mit mehreren Tausend Mitarbeitern, konnte er vom Westerwald quasi herunterschauen. Hier waren Güterwagen und Lastkraftwagen, voll und leer, am laufenden Band zu wiegen.
Nachdem Dietrichs Söhne Erwin und Alfred aus dem Krieg heimgekehrt waren, traten sie gleich 1945 in das Geschäft ein. Zunächst konnten nur kleinere Stückzahlen von Waagen selbst hergestellt werden. Nach den 75-jährigen Firmenjubiläum bot die erste Gewerbeschau des Dillkreises im Gestüt in Dillenburg die Möglichkeit, sich und seine Produkte auf einem Stand zu repräsentieren. Hier wurden auch die vor allem aus den Lebensmittel-geschäften bekannten Zeigerwaagen gezeigt.
Das Unternehmen eröffnete kurz darauf in Herborn ein Ladengeschäft. Dort befand sich auch das Eichamt.
1960 trennten sich die Brüder. Alfred Dietrich errichtete im benachbarten Merkenbach eine moderne Werkstatt. Hier wurden zunächst Zeigerwaagen für diejenigen Geschäfte errichtet, in denen sie üblicherweise benötigt wurden. 1975 traten dessen Sohn Klaus Dietrich in das Geschäft ein und legte 1981 seine Meisterprüfung ab. In seine Zeit fällt die beginnende Umstellung von mechanischen auf elektronischen Waagen ein. Mit der Herstellung und Montage der ersten elektronischen Waage kündigte sich eine grundlegende Veränderung im Waagenbau an.
1982 wurde das 100jährige Bestehen des Unternehmens begangen. Neben weiterer Modernisierung erfolgte 1998 die Zertifizierung nach DIN EN ISO 9002/1 und drei Jahre später wird die Internetpräsenz (www.dietrich-waagenbau.de) eingerichtet.
Betrieblich wird die Firma in eine GmbH umgewandelt. Das gute Verhältnis zum Eichamt führte zu der Zulassung zur Hersteller-Eichung, d.h. Dietrich Waagenbau darf seine Waagen selbst „amtlich“ eichen.
Die Digitalanzeigen, Dehnungsmesstreifen (DMS)-Wägezellen, PC-Anbindung und Einfügung in das Warenwirt-schaftssystem haben das Handwerk des Waagenbaus auch bei Dietrich revolutioniert. Auch im Ausland ist Dietrich aktiv. So wurden z.B. die in den Jahren 1980-82 in Nigeria montierten mechanische Fahrzeugwaagen 2006 auf fast wartungsfreie Messdosen-Messung umgestellt.
Da heute auch mit Billigwaagen der Markt überschwemmt wird, setzt die Firma auf Qualität, faire Preise und vor allem schneller Service, z.B. bei der Bahn, in Stahlwerken und Chemiebetrieben. Durch die Zusammenarbeit mit führenden deutschen Herstellern setzt Dietrich Schwerpunkte für die eigene Produktpalette.
Ein weiteres Geschäftsfeld ist die Prüfmittelüberwachung bei den Kunden für deren Zertifizierung mit eigenen, jährlich geeichten Gewichten (Klasse M 1 (M1: Prüfgewichte für Industrie- und Handelswaagen der Eichklasse III) und F 1(Prüfgewichte für Analysenwaagen / Präzisionswaagen der Eichklasse I / II) – auf Wunsch auch mit DKD-Zertifikat (DKD= Deutscher Kalibrier-Dienst).
Aktuell arbeitet Dietrich an einer drahtlosen Gewichtsübertragung von der Waage.